Leichter lernen für die Schule
Die Autorin setzt sich für eine alle Sinne erfassendes Lernen und für ein ganzheitliches Lernen ein.
Autorin: Kwasniewski S
Verlag: Stuttgart:TRIAS Verlag in Georg Thieme Verlag G
Erschienen: 2016
Zum Inhalt
Die Autorin versteht sich als Lehrerin und Coach im Bereich des Mentaltrainings und des Neuro-Linguistischen Programmierens. Sie vertritt einen Lernansatz mit multisensorischer Ausrichtung: Das Lernen wird sinnenfreudig gestaltet. Zudem findet noch eine Individualisierung statt: Aufgrund genauer Körperbeobachtung wird die Dominanz eines bestimmten Sinnesbereichs angenommen und die Lernmethode darauf abgestimmt. Neben diesem Lernen für jeden Lerntypl gibt es unterstützende Hinweise: Konzentration fördern, Prüfungen bewältigen, Düfte helfen beim Lernen, hilfreiche Ernährung, Entspannung, wie Eltern ihren Kindern helfen können.Eine beigefügte CD enthält Fantasiereisen, ressourcen-orientiert und das Selbstbewusstsein stärkend.
Das Buch weist Licht- und Schattenseiten auf. Zu den Ersteren zählt das spürbare Engagement der Autorin, die Berücksichtigung der vier Stilmittel: verständliche Ausdrucksform, übersichtliche Informationsgestaltung, prägnante Konzentration auf das Wesentliche und eine stimulierende Illustration.
Zu den "Schatten" gehören: die fehlende detaillierte Angabe über den beruflichen Werdegang der Autorin, die Einstellung gegenüber Ärzten, Psychologen, Softwareherstellern, Nachhilfeinstituten, die allesamt nur defizitorientiert seien und problemfixiert. (Seite 7); der fehlende Bezug zur in Österreich anerkannten neurolinguistischen Psychotherapie; der als unproblematisch suggerierte Umgang mit Fantasiereisen, mit denen nur das Positive angesprochen werde und kein Eingriff in die Psyche des Kindes erfolge.
Zu letzterem Punkt ein Beispiel: Der Rezensent wurde in einer Supervision um Rat gefragt, weil eine von der Therapeutin angeregte Übung die depressive Symptomatik einer Patientin verstärkte. Es stellte sich heraus, dass die auf einer Cassette gespeicherte Übung der Entspannung und des Gewinnens innerer Ruhe die depressive Patientin in ihrer Rückzugstendenz bestärkte und ihre erlernte Hilflosigkeit noch vertiefte. "Was für den Schuster gut ist, muss nicht gut sein für den Schneider" lautet ein altes Sprichwort. Es ist durchaus vorstellbar, dass ein Schüler, der in sich starke Aggressionen verspürt und diese zurück drängt, gehemmt wirkt. Gibt man ihm nun die Übung mit dem Kraftplatz, kann das eine analoge Wirkung haben, wie wenn man einem suizidal-depressiven Menschen ein Aktivierungsmedikament gibt.
Nun aber wieder zurück zum Buch und zu den Ausführungen, die die Lektüre zum Gewinn machen trotz der angeführten Kritik. Die Formulierung "lernen für die Schule" ist ehrlich, denn sie trägt dem Umstand Rechnung, dass Vieles eben nicht "für das Leben" gelernt wird oder zumindest auf diese Pragmatik hin transparent wird. Es ist auch nicht übertrieben, wenn die Autorin konstatiert, dass sich das schulische Lernen meist auf die visuell-auditive Dimension reduziert; wenn sie weiter darauf hinweist, dass die mediale Informationsüberfülle ein Verarbeiten durch die Schule unmöglich macht.
Was dem Buch insgesamt hoch anzurechnen ist, ist der Bewältigungsoptimismus: Die Autorin vermittelt eine durch Erfahrung gestärkte Zuversicht, dass Probleme bewältigbar sind. Sie schlägt dabei den Weg ein, sich statt um die Beseitigung von Problemen um den Zugang zu den eigenen Fähigkeiten zu kümmern. Dieser Ansatz entspricht den aktuellen Schwerpunktsetzungen, die Resilienz, Ressourcen und Salutogenese betonen!