Ressourcenorientierte Beratung und Therapie. Mit Arbeitsblättern auf CD-ROM
Der Autor hat das Konzept, pragmatisch-eklektisch ein Set aus effektiven Impulsen und Techniken für sozialtherapeutische bzw. beratende Zwecke zusammen zu stellen
A
Verlag: München: E.Reinhardt utor/Autorin: Langosch A
Erschienen: 2015
Zum Inhalt
Vorweg: Es ist ein ambitioniertes Buch zustande gekommen. Zunächst ist aber eine Grundsatzklärung notwendig: Erhält man Gestaltungsfreiheit aufrecht durch Identifikation oder Disidentifikation? Der Autor ist Diplom-Sozialpädagoge und Sozialtherapeut. Er setzt sich in Aus- und Weiterbildung für die ressourcenorientierte Gesprächsführung ein und hat sich darüber hinaus nach eigenen Angaben viel mit methodischen Fragen befasst. Langosch empfiehlt Methodendistanz:"Bei jeder intensiv trainierten und oft und gern angewandten Methode besteht die Gefahr, dass sich der Praktiker zu sehr in sie verliebt und dadurch seine Methodendistanz verliert, was dann leicht zu mechanistischer (sic!) , unreflektierter und verantwortungsloser Praxis führen kann" (Seite 16). Die Argumentation verblüfft etwas, sie besagt mit einer Metapher, dass das intensive Spielen eines Musikinstrumentes dazu führt, dass es nur mehr automatisch abläuft und gleichzeitig verabsolutiert wird: Der Schlagzeuger vergäße über allem Rhythmus, dass es Melodie und Harmonie gibt.. Damit das nicht passiere, soll man auf Distanz zu seinem Instrument gehen. Der Rezensent meint, dass es sich hier um eine Verwechslung von Spieltechnik und Spiel als Interpretation eines Musik-Stückes handelt. Nicht Distanz ist gefordert, sondern Intensität bei gleichzeitiger Offenheit: Aufgeschlossenheit für die Weiter-Entwicklung der Spieltechnik und für neue musiktheoretische Erkenntnisse.
Als Mittel zur Bewahrung der Methodendistanz werden Bedürfnisorientierung statt Methodenorientierung, Feedbackeinholung vom Klienten, Fokussierung der nützlichen vergangenen oder zukünftig möglichen nützlichen Veränderungen und deren Nutzbarmachung im weiteren angeführt.(Seite 16f). Diese Forderungen sind innere Haltungen, die eigentlich weniger für Methoden-Distanz als für reflektierten Methoden-Einsatz sprechen. Die auf Seite 18 beschworenen kritischen Fragen bezüglich des Wissens um die Grenzen und Risiken der eingesetzten Methode sind wichtig, bekannt, sie gehören unter der Bezeichnung "Indikation, Kontraindikation" schon immer zur therapeutischen Grundausrüstung. Die angeführten Beispiele (Seite 19f) für Gewinnung von Methodendistanz reichen von "Weniger-Fragen-Stellen" bis hin zur aktiven Strukturierung des Gesprächs und zur Verantwortungsübernahme und sind einfach gehalten, sprechen aber weniger für Methodendistanz, sondern mehr für differenzierten Umgang mit verschiedenen Situationen.
Besser als Methodendistanz zu empfehlen, ist die Befürwortung der Metaperspektive. Auf der Metaebene kann man die angewandte Methode hinterfragen, ohne Abspaltung zu betreiben.
Der Autor hat das Konzept, pragmatisch-eklektisch ein Set aus effektiven Impulsen und Techniken für sozialtherapeutische bzw. beratende Zwecke zusammen zu stellen: die Lösungsfokussierung ist realitätsbezogen und zukunftsorientiert (es wird eine sofortige Umsetzbarkeit versprochen); die Anwendung der Resilienzforschung zeigt Wege zu Hilfe, Stützung, Widerstandsfähigkeit, Stärken und Bewältigungen (hier gelingt eine dichte, ergiebige Darstellung), die Motivierende Gesprächsführung und das Modell der Phasen der Veränderung berücksichtigen die jeweiligen Motivationslagen (dem Autor gelingt eine sehr kompakte Darstellung der Phasen von der noch fehlenden Problemwahrnehmung bis zur Handlung und Beendigung), das Case Management bezieht die Ablaufsystematisierung und die Ressourcen-Vernetzung mit ein. Langosch befindet selbst: "Die hier getroffene Auswahl soll dabei keine anderen Methoden abwerten, denn natürlich lassen sich auch andere Methoden ressourcenorientiert verwenden...." (Seite 18). Unterstützt werden die vorgeschlagenen Maßnahmen durch 25 Arbeitsblätter, die auch in Modulen gebündelt werden können, sowie zwei Auswertungsbögen. Es gibt außerdem Übungsaufgaben zur Wiederholung und Vertiefung.Die Arbeitsbögen bringen hauptsächlich Fragen ein zum jeweiligen Thema. Man könnte sich ergänzend zu den Reflexionsfragen für zukünftige Gestaltungen für die "Arbeits"bögen noch mehr Aktionsanregungen, Datensammlungen, Beobachtungen, soziale "Experimente" überlegen. Übrigens kann man viele Fragen auf den Arbeitsbögen als auf der Metaebene angesiedelt betrachten!
Die Frage, ob das lösungsorientierte Wegschauen von den Beschwerden oder das Durcharbeiten des Leidens effektiver ist, ist eine Sache der Effektivitätsdefinition.
Bei Anleitungsbüchern ist freilich immer zu bedenken, dass Kennen nicht schon Können bedeutet. Übung, Selbsterfahrung und Supervision, d.h. Auseinandersetzung auf der Handlungsebene und der Metaebene sind meistens notwendig. Mit diesem Verständnis können die vielen Anregungen des Buches sinnvoll genützt werden! Der Autor hat jedenfalls ein interessantes therapeutisches Tool-Set zusammen gestellt!