Achtsamkeit - Entscheidung für einen neuen Weg
Das vorliegende Buch ist insofern originell, als es mit schlichten Anleitungstexten für praktische Übungen das Verständnis für Achtsamkeit erleichtert und so sanft zu Stresstoleranz, achtsamem Umgang mit Gefühlen und entsprechenden zwischenmenschlichen Fertigkeiten hinführt.
Autorin: Burkhard A
Verlag: Stuttgart:Schattauer
Erschienen: 2015
Zum Inhalt
Oh je, schon wieder ein Buch über die Achtsamkeit! Es gibt so viel Literatur zur Achtsamkeit Das vorliegende Buch ist insofern originell, als es mit schlichten Anleitungstexten für praktische Übungen das Verständnis für Achtsamkeit erleichtert und so sanft zu Stresstoleranz, achtsamem Umgang mit Gefühlen und entsprechenden zwischenmenschlichen Fertigkeiten hinführt, wobei auch der Selbstwert nicht außer Acht gelassen wird. Außerdem - und auch das ist originell - gibt es zu sieben Übungen Audiodateien, die ein konzentriertes Üben ohne Buch ermöglichen. Eine weitere Internetadresse bringt Bilder, die sich für die Übung des Nichtbewertens eignen. Die Übungen sind allesamt verständlich und nachvollziehbar angelegt. Die vorgeschlagene Deutung von Übungen ist allerdings diskutierbar .. Ein Beispiel: Beim Thema Selbstachtung (Seite 180 bis 192) wird empfohlen, zu den eigenen Werten zu stehen, sich seiner Grundannahmen und Glaubenssätze (meist Perfektionsforderungen an sich selbst, wie sie aus der kognitiven Therapie bekannt sind) bewusst zu werden, Alternativsätze zu überlegen und einen fairen Blick auf sich selbst zuzulassen. Die Entwicklung eines fairen Blicks auf sich selbst wird allerdings nur dann autodidaktisch und nach Buchanweisungen gelingen, wenn die Selbstwahrnehmung vielleicht lückenhaft, aber insgesamt realistisch ist. Ein weiteres Beispiel: Um überwältigender Gefühle Herr zu werden wird die Baum-imSturm- Übung nahe gelegt (Seite 129ff). Die sturmgepeitschte Baumkrone würde die Gefühle von überbordenden Ärger und von Wut ausdrücken, der unerschütterliche Stamm die zu gewinnende Ruhe. Hier fehlt eine Prise Dialektik: Der Stamm könnte bei umgekehrter Polarisierung auch Starrheit bedeuten und die hin und her wippenden Zweige stünden für die Gefühlslebendigkeit. Interessant wäre auch, wie sich das Achtsamkeitskonzept gegenüber dem dzt so präsenten Terrorismus behaupten kann. Sicher nicht durch eine introspektive Übung allein. Auf Seite 65ff setzt sich die Autorin mit der Haltung des Akzeptierens auseinander. Es wird angeraten, Unabänderliches loszulassen mit einer "So ist das eben"-Einstellung. Die Beschäftigung mit belastenden Dingen aus der Vergangenheit würde viel Energie kosten. (Seite 67f). Dabei wird nicht berücksichtigt, dass gerade der Leidensdruck einen der wichtigen Motoren der therapeutischen Veränderung darstellt. Auf Seite 72 bis 77 wird das Nichtbewerten propagiert und eine - wie man sagen könnte - phänomenologische Schau vorgeschlagen. Die Übungen zum Wahmehmen ohne Bewertung sind sicherlich "wert"voll. Allerdings kann man auch leicht - was der Autorin bewusst ist - in eine Indifferenz abrutschen, die die Fähigkeit des Menschen zur Intentionalität, zur Stellungnahme, zur Entscheidung ausklammert und dem Zeitgeist des gedankenlosen Genusskonsums zuarbeitet. Oft werden im Buch Imaginationen vorgeschlagen, hier sollte hingewiesen werden auf den Umstand, dass Imaginationen von möglichen Problemthemen eine fachkundige Begleitung erfordern. Immer wieder wird auf eine weitere Bearbeitung mit Kunsttherapie aufmerksam gemacht. Es wäre bei weiteren Auflagen sinnvoll, die Kunsttherapie näher zu beschreiben und ihre Verschränkung mit der Achtsamkeit. Insgesamt lässt sich aber sagen: Das Buch ist eine Bereicherung - nicht trotz der Diskussionen, die man über die Übungen führen kann, sondern wegen der Herausforderung, die das achtsame Denken, Fühlen und Handeln als Entscheidung für einen neuen Weg mit sich bringt! Und es ist ein wichtiger Baustein der Achtsamkeits-Rezeption: Wichtige Konzepte werden in zumeist meditative Übungen übersetzt und so lebendig erfahren!